Die Lastganganalyse dient dazu, um den Stromverbrauch in einzelne Komponenten zu zerteilen und den entsprechenden Verursachern zuzuordnen. Das geschieht meistens anhand eines x-t Verlaufs der gemessenen Leistung an einem Verteilerpunkt. Ziel der Lastganganalyse ist es, besser zu verstehen, wann welche Einrichtung wie viel Strom verbraucht, um dessen Einsatz zu optimieren und Standby-Verbräuche aufzudecken.

Einfluss der Granularität der Daten

Je nach Anwendungsfall und Datengrundlage erschweren oder erleichtern verschiedene Messarten die Analyse der Daten. Zunächst beginnen wir mit der Analyse der reinen Wirkleistung, die eine der häufigst genutzten Datenquellen ist. Ich stelle hier nun vier verschiedene Arten vor, wie ein und der selbe Tagestlastgang erfasst werden kann.

Gesamtleistung, 10min MittelwertLeistung je Phase, 10min Mittelwert
Gesamtleistung, 10s MittelwertLeistung je Phase, 10s Mittelwert

In den folgenden Darstellungen wird immer der selbe Tag gezeigt, mit unterschiedlichen Datentiefen.

Gesamtleistung / 10min Mittelwert

Lastgang eines Tages in einem Haushalt: Gesamtleistung 10min Mittelwert

In dieser ersten Grafik kann man relativ wenig erkennen.

Gesamtleistung / 10s Mittelwert

Gleicher Lastgang, diesmal aber mit 10s Mittelwert (60x feiner Aufgelöst)

Leistung je Phase / 10min Mittelwert

Gleicher Lastgang, aber mit Daten je Phase; 10min Mittelwert

Leistung je Phase / 10s Mittelwert

10s Mittelwert der einzelnen 3-Phasen

Details zu ausgewählten Zeitbereichen

Nacht / Früher Morgen

Ruhezeit, Kühlschrank und Standby-Verbraucher

Auf der Phase 1 hängt hauptsächlich IT-Equipment. Dabei sieht man die Aktiv- sowie Ruhezeiten des NAS mit rotierenden Festplatten. Diese haben im Betrieb einen Stromverbrauch von etwa 15W.

Auf Phase 2 hingegen macht sich der Kühlschrank (Kühl-Gefrierkombination) bemerkbar. Das ist an dem zyklischen Muster gut erkennbar.

Phase 3 ist in diesem Zeitraum kaum belastet, nur etwas Standby-Betrieb und das kurze Aufwachen einer Komponente, vermutlich für ein Update.

Morgens

Kaffeemaschine und Haartrockner

Auf Phase 1 ist der „Föhn“ zu sehen, auf Phase 2 ist die Kaffeemaschine im Einsatz. Hier lohnt ein detaillierterer Blick auf die 0.2s Messdaten:

Dabei erkennt man zu Beginn die Aufheizphase nach dem Einschalten, gefolgt von einer kurzen Pause. Dann erfolgt der eigentliche Brühvorgang:

  • Erster Abschnitt (08:06): Mahlen und Milch für Cappucino aufschäumen
  • Zweiter Abschnitt (08:07): Brühen des Kaffees
  • Dritter Abschnitt (08:07:30): Reinigung des Milchsystems

Mittags

Backofen

Backen eines Auflaufs bei 180°C Ober/Unterhitze. Man erkennt zu Beginn gut die Funktion des „Schnellaufheizens“ mit hoher Leistung. Bei Erreichung der Temperatur sinkt die Leistung ab. Eingeblendet ist zusätzlich der gleitende Mittelwert, um den Verlauf der Leistung besser zu erkennen. Im Betrieb kurz vor Beendigung des Garvorgangs benötigt der Backofen eine Leistung von ca. 750W im Durchschnitt.

Abends

Geschirrspüler

Bei diesem Geschirrspüler handelt es sich um ein Modell mit „Zeolith“-Trocknung. Für klassische Modelle wäre dieser Verlauf untypisch. Das spezielle daran sind die Heizphasen, die zuerst mit etwas geringerer Last stattfinden (Aufheizen der Zeolith-Mineralien) und dann das restliche Waschwasser. Zum Schluss des Reinigungszyklus kommt noch etwas Energie für den Klarspülvorgang.

Typisch für klassische Geschirrspüler ist eine eher ausgeprägte Lastspitze zum Ende des Reinigungsvorgangs, da der Klarspül bzw. Trockungsvorgang nicht die gespeicherte Energie der Zeolith-Mineralien verwenden kann.